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 Striptease ?berm Villendach |
| Autor |
Beitrag |
Katrin
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| Striptease ?berm Villendach |
   
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Hells Angels haben etwas gegen Notizb?cher: Am Wochenende feierten die Rocker ein pomp?ses Fest ? beinahe lammfromm.
Wo kommscht?n du her??, fragt der Hells Angel in breitem Schw?bisch und stemmt sich aus dem Campingstuhl hoch. Der Stuhl quietscht gequ?lt. Hells Angels haben grunds?tzlich keine Sorgen mit der Magersucht. ?Von der HAZ.? ?Wasch?n des?? ?Die Zeitung hier. Ich bin mit Herrn Hanebuth verabredet.? ?F?r Frank,? sagt er zu seinen Mitarbeitern. Sie treten zur Seite. Der Schwabe setzt sich. Das Campingm?bel seufzt.
Hier am Anfang der Absperrung sitzen acht Hells Angels. 100 Meter weiter, direkt am Festgel?nde auf dem T?nniesberg mit dem Welcome-Banner ?ber dem Eingang, noch einmal so viele. Hells Angels bewachen eben gern. Grunds?tzlich. So wie Biber grunds?tzlich gern D?mme bauen. Es wird nicht so recht klar, was hier eigentlich bewacht werden muss. Haben die Veranstalter Angst, dass jemand aus der Stadt nach hier oben auf den T?nniesberg kommt und ein Motorrad wegschiebt? Oder vielleicht einen kleinen Hells Angel rumschubst?
Der Redakteur schreibt, ?Was bewachen die hier wohl??, in sein Notizbuch. Schon treten zwei Herren mit Lederwesten heran. Sie sind mindestens zwei K?pfe gr??er als der Mitarbeiter der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Beide mustern das Notizbuch und fragen: ?Ist alles in Ordnung?? Die gro?en ?rmell?cher in den Lederwesten sind ganz ausgef?llt mit Oberarmen. Der Redakteur beschlie?t, f?r den Rest des Abends keine Notizen mehr zu machen, sondern sich alles zu merken, was er sieht. Das wird eine ganze Menge.
Die Villa auf dem T?nniesberg ist in rotes Licht getaucht. Sie ist ein FKK-Club, was immer das auch sein mag. Fr?her nannte man so etwas ehrlicherweise ein Bordell. Jetzt tront der klobige Bau mit T?rmen an den Ecken ?ber einem Festgel?nde, das auf den ersten Blick auch ein Dorfsch?tzenfest beherbergen k?nnte. Viele Verkaufsst?nde mit geschwungenen Zeltd?chern. Man offeriert Leibchen und Hemden, T-Shirts und Sweatshirts, alles garniert mit dem Schriftzug des Motorradclubs.
Dazu gibt es ein gro?es Fest- und ein kleineres Am?sierzelt, worin man ein bisschen Kartenspielen und die Ausstellung der Hells-Angels-M?bellinie bewundern kann. Hells-Angels-Sideboard, Hells-Angels-Vitrine und Hells-Angels-Bett ? ?letzteres vielleicht etwas zierlich geraten?, k?nnte man in sein Notizbuch schreiben, wenn Notizb?cher hier nicht immer gleich schr?g angesehen w?rden. Au?erdem gibt es eine Beach-Zone, wo feiner Sand ein bisschen Strandgef?hl aufkommen l?sst und der gestresste Motorradfahrer im Liegestuhl ein bisschen chillen ? also ausspannen und d?sen kann.
Etwas piefig das Thekenbrett, auf dem im D?mmerlicht drei Damen sich verrenken. Sie haben wenig an, aber auch wenig Platz, um ihre paar Tanzbewegungen anzudeuten. Ihre Minen sind gelangweilt, was man verstehen kann. So macht die Arbeit keinen Spa?. Etwas mehr Raum f?r Verruchtheit h?tte man den Kerlen vom Organisationsteam schon zugetraut. So etwas ist in jeder Dorfstripteasebar zu sehen.
Als es dann richtig dunkel wird, nimmt auch das Fest, das sich vollmundig ?Eurorun? nennt, endlich Fahrt auf. Von der B?hne rockt es gewaltig, und eine wirklich perfekt auf die Musik zugeschnittene Lasershow erf?llt den Himmel ?ber den Motorradfahrern. Danach explodiert ?ber ihren K?pfen ein Feuerwerk. Nicht so ?ppig wie in Herrenhausen, k?rzer, aber auch rockiger. Zum Schluss der Freiluftshow hebt ein m?chtiger Kran einen K?fig ?ber das Dach der FKK-Villa. Eine junge Frau wirft darin das wenige von sich, das sie vorher angezogen hat, und ein junger Mann steht nebenan auf dem Dach der Villa und taucht die Szene mit einer Leuchtfackel in rotes Licht.
Feuilletonisten w?re diese Szene gewiss zu pomp?s, aber das Publikum liebt solch grobe Bildersprache. Genau wie den Zweikampf der starken M?nner, der sp?ter noch auf dem Programm steht. Ein bisschen Kloppen muss eben sein. Der Gewinner bekommt einen goldenen Pokal, das ist dann wieder so wie auf einem Dorfsch?tzenfest. Es sollte aber auch die Einzige erw?hnenswerte k?rperliche Auseinandersetzung sein, die von der Eurorun gemeldet wird. Die Polizei spricht am Sonntag von einer ?erwartungsgem?? st?rungsfreien? Veranstaltung.
Immerhin haben die Beamten ein paar Kn?llchen kassieren k?nnen, weil einige Motorradfahrer am Sonnabend auf ihrem Ausflug nach Steinhude rote Ampeln ?bersahen. Rund 200 M?nner mit Lederweste bev?lkerten dann die Seeterrassen, bescherten dem Eisstand einen ordentliches Umsatzplus und lie?en sich sp?ter auf den Wilhelmstein ?bersetzen. Dort gab es Kaffee und Kuchen. Die Steinhuder Personenschifffahrt vermeldet: ?Alles prima.? Und auf Nachfrage kommt die Best?tigung: ?Nicht mal Kaffee versch?ttet.? Der Redakteur schrieb etwas entt?uscht eine Schlussbemerkung in sein Notizbuch: ?Lammfromm auf dem Wilhelmstein.?
Von Hans-Peter Wiechers
http://www.haz.de/newsroom/regional/art185,611995
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08.06.2008 21:20 |
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