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Katrin
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Dr?hnende Harleys, t?towierte Arme und viel Testosteron: An diesem Wochenende treffen sich 1500 Mitglieder der Hells Angels aus ganz Europa in Hannover. Ihr Ruf k?nnte schlechter nicht sein. Doch wer sich auf die Rocker einl?sst, erlebt eine eigene Welt mit strengen Regeln.

Wie begegnet man einem Hells Angel? "Mit Achtung", sagt der Angel, "so, wie man jedem Menschen begegnen sollte." Ein H?ndedruck, und man denkt an seine Krankenversicherung. Django legt die Pranke auf den Stehtisch in der Sansibar, Szenelokal und Tor zum Rotlichtviertel von Hannover.

Und was sind die Hells Angels? "Eine Bruderschaft", antwortet Django, "sie beruht auf vier Prinzipien. Respekt, Ehrlichkeit, Zuverl?ssigkeit und Freiheit." Die Grundregeln: Nicht l?gen, nicht betr?gen, die Frau des anderen nicht anbaggern - und ihn niemals im Stich lassen. Klingt ein bisschen konservativ, oder? Django z?gert. "Hmm. Dar?ber muss ich nachdenken." Drau?en l?sst ein Biker seinen Reifen zum Burnout durchdrehen und legt bei?enden Gummiqualm ?ber Go-go-Girls und Grillfleisch. Die Hells Angels haben zur Harley-Davidson-Party geladen. Geboten werden Technik, Tattoos, Titten und viel Testosteron. Von der B?hne r?hrt Jimmy Cornett: "Old Angel, young Angel, feel all right ..." Bier, Frauen, hei?e ?fen


Hells Angels: Die letzten KriegerHells Angels: Harte Jungs, sanfte T?ne Sind es die Bizeps? Die t?towierten Gladiatorenk?rper in Lederkutten mit dem Totenkopf auf dem R?cken? Ist es diese immer leicht schwingend bewegte K?rpermasse, das durchgestreckte Kreuz? Kampfstiere auf strotzenden Harleys. Muskeln, Motoren, archaische M?nnlichkeit - Hells Angels umgibt ein Kraftfeld. Es zieht an, und es schreckt ab.

Oder ist es der Nachhall vergangener Schlagzeilen? Es gab Zeiten, da prangten die Untaten der Rocker an jedem Kiosk. Drei gro?e Prozesse in sieben Jahren: Zuh?lterei, Erpressung und K?rperverletzung. Und immer wieder Meldungen ?ber den Kampf bis aufs Messer. Drogendealer, M?dchenh?ndler, Schutzgeldeintreiber - Hells Angels haben keine gute Presse.

Die Verflechtung ?ber f?nf Kontinente, die Abschottung, das Schweigegebot gegen?ber der Polizei, die Hierarchie - der Leiter des Dezernats Organisierte Kriminalit?t der Berliner Polizei, Axel B?d?, hatte gewarnt. "Glauben Sie ihnen nichts. Es geht um Machtstreben und Expansion unter Einsatz brutalster Gewalt." Rund 56 Prozent der deutschen Hells Angels seien vorbestraft. "Die Organisation ist weltweit massivst in kriminelle Aktivit?ten verwickelt." Ein Sportverein unterhalte keinen Fonds zur Unterst?tzung der inhaftierten Br?der. "Wir haben vor acht Jahren 300 Kilo Kokain beschlagnahmt. In das Gesch?ft war auch ein Hells Angel verwickelt. So etwas macht niemand nebenher." Und er warnte vor Gewalt und Eigenmacht. Die Rocker blockieren, nur zum Beispiel, gern ganze Kreuzungen, damit sie im Konvoi ?ber die rote Ampel fahren k?nnen. Ein einzelner Streifenwagen k?nne da nicht viel ausrichten.


"Gewalt ist Teil unserer Natur"
"Nat?rlich lehne ich Gewalt nicht ab", erkl?rt Django, "sie ist Teil unserer Natur. Wie Sex." W?hrend der Rocker in der verkehrsberuhigten Ecke der Sansibar in norddeutsch rollendem Bass in das Selbstverst?ndnis der Angels einf?hrt, klammert sich seine kleine Tochter an den t?towierten Arm. Er hebt sie behutsam an den Bauch, sie heftet sich an die Kutte, erklimmt die Brust, pr?ft den Sitz der Hornbrille, um dann auf seinen Schultern zu thronen. Auch Rocker sind beherrschbar. "Willst du wirklich schreiben, wer wir sind?" Mehr als drei Jahrzehnte tr?gt Django den gefl?gelten Totenkopf auf dem R?cken, so lange wie es Angels in Deutschland gibt. Sie waren eine wilde Dreizehn, damals im ersten "Charter" in Hamburg. Heute sind sie 700. Er l?dt ein, jeden der 42 deutschen Clubs zu besuchen. Vor ihm steht ein Mineralwasser.

Ein kleiner Motorradladen in Kassel, hell, sauber, die Farbe ist kaum getrocknet, alles Eigenarbeit. "Wenn stimmen w?rde, was man uns vorwirft, m?ssten wir nicht so hart arbeiten", sagt Rosi Schmidt. Die Werkstatt war gerade eingerichtet, da barsten im Morgengrauen Schaufenster und Schlafzimmerscheiben. Vor ihrem Bett richtete ein vermummter SEK-Beamter eine Pistole auf sie. "Dann habe ich gefesselt auf dem Flur gelegen, fast nackt, ?ber eine Stunde." 500 Polizisten hatten an diesem Oktobermorgen 24 Wohnungen in vier Bundesl?ndern gest?rmt.


Und alles wegem einem faulen Ei
Rosi Schmidt ist die Ehefrau von Michael Schmidt, Pr?sident der Kasseler Hells Angels. Mehr als ein halbes Jahr sa? der gesamte Charter im Untersuchungsgef?ngnis. Die bestellten Harleys konnten nicht an die Kunden ausgeliefert werden, das Finanzamt hatte die Konten gesperrt. "H?rter kann einen nur eine schwere Krankheit treffen", sagt ein befreundeter Motorradh?ndler, der im Gesch?ft aushalf. Rosi sagt: "Und alles wegen einem faulen Ei."

Gemeint ist "der Ulli mit seiner ewigen Leberzirrhose". Er hatte mit Kokain gedealt - wer das mache, fliege aus dem Club, versichern die Angels. Im April hatten sie deshalb dem j?hzornigen Dealer zu mehreren die Kutte abgenommen. Denn nach Satzung und Selbstverst?ndnis bleibt die Lederweste mit dem Totenkopf Eigentum des Clubs. Monatelang bettelte er per SMS um Vergebung. Nach einem halben Jahr nahm sich die Polizei seiner an. Von nun an war er im Zeugenschutz. "Verlogener Kokser", sagt Rosi Schmidt, "der von nun an auf Staatskosten spazieren gehen konnte." Die Polizei pr?sentierte der Presse nach der Razzia eine "geringe Menge" Kokain, eine Pulverpresse, sieben beschlagnahmte Harleys und ein Waffenarsenal.


Es ging um die Kutte
Erst auf Nachfrage erkl?rte der Staatsanwalt, dass die gewaltsame R?ckforderung der Kutte den Gro?einsatz ausgel?st habe. F?r ihn erf?llt dies den Straftatbestand des schweren Raubs, zu ahnden mit 3 bis 15 Jahren Haft. Das Kokain allerdings wurde nicht bei Hells Angels gefunden, keines der beschlagnahmten Motorr?der war gestohlen. Blieben die Waffen, einige davon Jagdgewehre, die alle dem Vater eines Clubmitglieds geh?ren.

Als es dann nach Monaten endlich zur Gerichtsverhandlung kommt, ist der Prozess in knapp zwei Stunden beendet. Die Staatsanwaltschaft verzichtet inzwischen auf die Vernehmung ihres Kronzeugen. Die Angels streiten ein gewaltsames Eindringen in die Wohnung des ausgeschlossenen Mitgliedes und die rabiate R?cknahme der Kutte nicht ab. Die Strafen werden zur Bew?hrung ausgesetzt. Alle Rocker k?nnen nach Hause gehen. Die Werkstatt lag lange brach, aber die Kunden sind wiedergekommen. Vielleicht l?sst sich das Motorradgesch?ft retten.


Die Rocker als Projektionsfl?che
Wenn es um Hells Angels geht, zeichnet sich das immer gleiche Schema ab. Auf der einen Seite Hunderte Polizisten mit einem Sicherheitsbed?rfnis. Auf der anderen Seite v?llig ?berraschte Rocker. Weil sie sich abschotten und demonstrative, latente Gewaltt?tigkeit zu ihrem Image geh?rt, traut ihnen jeder alles zu. Angels sind auch Projektionsfl?che. "Wir haben immer ein Auge auf sie gehabt", sagt ein Sprecher der Kasseler Polizei, "bis auf ein paar Raufereien ist bis zu diesem Raub?berfall wegen der Kutte aber nie etwas Bedeutendes passiert." Ein stillgelegtes Bahnareal in Stuttgart, ein Kerl in Bikerstiefeln, auf dem R?ckenleder der Totenkopf. Er steht vor einer Schulklasse und erz?hlt, wie die Fotos entstanden sind, die hier auf gro?en Tafeln aufgestellt sind. Weichen sind darauf, Prellb?cke, psychedelisch ver?tzt.

Und er erz?hlt vom Holocaust. Denn von diesen Gleisen des Nordbahnhofs fuhren ab 1941 die Z?ge zu den Konzentrationslagern. Deshalb hat er die Bilder aufgenommen, eingegraben und dann ausgestellt. "Damit die Erde was draufschreibt." Der Fotograf hei?t Lutz Schelhorn, er ist Pr?sident der Hells Angels Stuttgart. Amerikanische Br?der trugen SS-Embleme, erst als Troph?e, dann "um zu schocken", sagt Schelhorn. Auf Wunsch der deutschen Angels wurden sie abgelegt.


Die Razzia von Kassel war f?r Schelhorn ein D?j?-vu. Er sieht seinen Haftrichter noch vor sich, im d?nnen Hemd, durch das die Feinrippw?sche schimmerte. "Alles sehr d?nn", sagte das d?nne Hemd damals, "aber jetzt setzen wir Sie erst mal rein, mal sehen, was noch kommt." Es kam: Bildung einer kriminellen Vereinigung, Zuh?lterei, bewaffneter Raub, ein Mord, zuletzt eine Vergewaltigung. "Was meine Mutter da durchgemacht hat!" Der Ruf der Angels wirkte nicht nur beim Richter. Er sa? keine Viertelstunde in seiner Zelle, da hatte der Schlie?er schon Tabak und Schreibpapier bei anderen Gefangenen besorgt. "Ein echter Fan."


Falsche Anschuldigung
Schelhorn hatte das vergewaltigte M?dchen nie gesehen, und sie hatte ihn auch nie beschuldigt. Die Anschuldigung kam von einem Kronzeugen. Sie war falsch, wie alle anderen, wie sich sp?ter durch Tonb?nder der Polizei aufkl?ren lie?. Ein Jahr U-Haft, dann Freispruch, Haftentsch?digung.

Dass die beiden Ermittler in Rocker-Kutten posierten, ist f?r Schelhorn "wie der Koran im Klo von Abu Ghreib". Aber das war alles damals, in den wilden Achtzigern, als der Hamburger Club verboten wurde, die Mitglieder im Knast sa?en und die Stuttgarter aushalfen. "Fast jedes Wochenende auf dem Starrrahmen nach St. Pauli, Kutte gezeigt, durchgesoffen und zur?ck." Rauf zum ersten Rockerkrieg nach Skandinavien. In der Zeitung sein Foto: rittlings auf einem anderen Rocker, das Messer in der Hand - an seinem Kopf zwei Pistolenl?ufe. Heute ist er den Polizistinnen dankbar. "Wenn ich mir heute vorstelle, dass der tot gewesen w?re." Als sein Sohn zum Club wollte, mahnte der ruhig gewordene Angel erst einmal eine solide Berufsausbildung an. Der Stuttgarter B?rgermeister begr??t den beachteten Fotografen mit Handschlag.


Drogen sind tabu
Angels Place, das Clubhaus in Hannover. Eine alte Werkshalle, der Deathhead als Wandgem?lde, Fotos verstorbener Br?der, zwei aufgebockte Harleys, ein abgewetztes Sofa. An der Theke lehnen, zwei Meter hoch, 130 Kilo Kampfgewicht. Energisches Kinn, Muskeln wie Marmor und F?uste wie Haubitzengranaten. Das ist Frank Hanebuth. Seine Worte Hammerschl?ge, jeder Satz eine gemei?elte Gesetzestafel: "Keine Drogen! Keine Waffen! Keine L?gen im Club!" Vor einigen Monaten hatte auch sein Charter noch einen Koks-Delinquenten.

Also: abgestimmt und raus mit ihm. "140 Kilo, so einen Kerl verliert man nicht gern, aber soll keiner denken, weil er so ein Ochse ist, kriegt er eine Extrawurst." Kokain drohte vor Jahren einiges aus dem Ruder laufen zu lassen. Deshalb steht es unter "Eighty-six". Das ist Angel-Kabalistik. "86" steht f?r die Buchstaben H und F und bedeutet: "Heroin forbidden". Ein Edikt von Sonny Barger, damaliger Pr?sident des Leit-Clubs in Oakland, noch aus jener Zeit, als sich Angels zusammen mit Janis Joplin das Zeug in die Venen dr?ckten. "Drogen, Alkoholprobleme", sagt Hannover- Pr?sident Hanebuth und winkt ab, "alles schon gehabt".

Zum ganzen Bericht

http://www.stern.de/politik/panorama/:He...ml?p=3&nv=ct_cb

Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von **Rado**: 07.06.2008 12:59.

07.06.2008 12:49


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Katrin
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"86" wird in seinem Club so umgesetzt: Jeden Morgen holt ein anderer den Gef?hrdeten aus der Kiste. Ab gehts ins Sportstudio, stemmen, rei?en, laufen, schwitzen. Monatelang, einmal sogar Jahre, unter wachsamen Blicken. "Es hat schon mal l?nger gedauert. Aber wir haben bis jetzt jeden wieder klargekriegt." Wer die Clubs besucht, bekommt ?berall ?hnliche Auskunft. "Bandenkriege um Drogenreviere, dieser Zeitungsquatsch hat noch nie gestimmt", sagt der Stuttgarter Pr?sident Lutz Schelhorn. Und auch Micha, kantige Pr?sident des Berliner Charters, mit Pferdeschwanz und Maschinen?l in den Fingerpillaren, winkt ab: "Das bringt den Bl?ttern Auflage. Und weil sie alle selbst auf Kohle aus sind, k?nnen sie nur an Kohle denken. Aber wir haben keine harten Drogen im Laden."


"Wir sind keine Chorknaben!"
Die Hells Angels, eine bisher missverstandene Subkultur? Da protestieren selbst die Rocker: "Wir sind keine Chorknaben!" Andererseits: "Niemand muss unseretwegen die Stra?enseite wechseln", sagt Micha. Tats?chlich f?llt bei der Durchsicht der Artikel, die ?ber die Jahre erschienen sind, auf, dass kaum ein Journalist einen Hells Angel selbst gefragt hat. Auskunft ?ber Hells Angels gibt die Pressestelle der Polizei.

Wenn sich Rocker treffen, r?cken Polizeikolonnen an, Hubschrauber steigen auf. "Die spielen jedes Mal verr?ckt. Wir gehen doch nicht mit 300 Mann irgendwo hin, um etwas zu zerlegen", sagt Micha, kantiger Pr?sident des Berliner Charters. Jeder sehe doch ihr Patch mit dem Totenkopf, die Polizei kenne alle aus der beobachtenden Fahndung. Aber seit 16 Jahren sei keiner aus seinem Charter eingefahren. Tats?chlich besteht die "Big House Crew", wie Angels ihre Leute im Knast nennen, bundesweit aus 16 Leuten. Das sind 2,3 Prozent.


Viele arbeiten im Rotlichtmilieu
Die Rocker, denen man in den Clubs begegnet, sind im Hoch-, Tief- und Ger?stbau t?tig, G?rtner, Trucker, oft Schlosser, Steinmetze, Dreher, Mechaniker, Kaufleute, IT-Manager, sie sind Betriebsrat oder haben ihren Kleinbetrieb. Mancher macht f?r die Harley, wie es einer sagt, "Klimmz?ge im Brotkasten". Viele arbeiten in Sicherheitsfirmen - und sehr viele im Rotlichtgesch?ft.

Jeder aber auf eigene Kasse, behaupten sie. "Die Vorstellung von den Hells Angels als krimineller Vereinigung ist grundfalsch", sagt Wolf Kemper, Sozialwissenschaftler an der Universit?t L?neburg. Die Halbstarken seien einst aus proletarischen Stadtteilen gekommen. Sie sa?en in Zimmermannshosen auf ihren Z?ndapps und rebellierten gegen das Schild an den Tanzbars: Eintritt in Lederkleidung verboten. "Sie suchten Bindung, Sicherheit durch die gleiche Sprache, durch Regeln, die Bereitschaft, f?reinander einzustehen."

Aussteiger und Ausgesto?ene zugleich, besetzten sie jene lukrativen Nischen, in denen der Faustschlag noch etwas galt. "Als Wirtschafter im Puff zu hocken ist f?r Leute, die gepolt sind wie wir, einfach besser als beim Bosch Bohrmaschinen zu schrauben: Nachts, gut bezahlt, man kann seine Kumpel treffen und darf sich auch mal pr?geln", sagt ein alter Rocker.


Bordelle sind manchmal Kriegsgebiete
Norbert zum Beispiel betreibt ein Bordell in Paderborn. W?nde in frischem Toskana-Gelb, sauber gewischte Flure, im Untergeschoss k?mmert sich sein erwachsener Sohn um das Sportstudio. "Zust?nde waren das vorher", sagt der Rocker und zieht gen?sslich am Zigarillo, "da soffen Zuh?lter und Wirtschafter und gingen dann selbst die M?dchen an." Verjagt die Bande, wie die Pharis?er aus dem Tempel.

Am?siert pr?sentiert er den j?ngsten Drohbrief eines Konkurrenten in gebrochenem Deutsch und imitiert, tief kr?chzend, einen slawischen Akzent: "Ich bin Russe." Diese Kerle d?chten, das sei schon eine Drohung. Da antwortet der Boxer dann: "Und ich bin schneller." Reden s?hen die als Schw?che.

Bordelle sind manchmal Kriegsgebiete. "Wenn ein im Irak durchgeknallter Tommy hier bei den M?dchen randaliert, kann ich nicht warten, bis die Polizei kommt." Statt 110 ruft ein Angel dem Gast den Krankenwagen.

Und Rotlichtbezirke sind globalisierte Wirtschaftszonen, in denen Unternehmern gegen viele ausl?ndischen Wettbewerber oft Entschlossenheit abverlangt wird. Einen gro?en Schatten zu werfen geh?rt hier zur Eigenvorsorge. So behaupten sich nicht nur Rocker im Milieu, auch M?nner aus dem Milieu sind gezielt zu den Rockern gesto?en. "Nat?rlich", sagt Hanebuth, "ist es f?r machen auch eine Zweckgemeinschaft." So ist in manchen Chartern nicht einer im Rotlicht unterwegs, in anderen fast jeder.

Es ist diese ?berschneidung der Club-Strukturen mit dem Rotlichtmilieu, die die Polizei in Alarmbereitschaft h?lt. Wer sich aber in die Seelenwelt der Angels begibt, st??t irgendwo hinter der letzten Tankstelle vor Mittelerde auf ein versunkenes Reich, in dem sich trotzk?pfige Recken an strenge Regel halten, auch wenn diese dem Strafgesetzbuch oft zuwiderlaufen. "Du musst dieses eigene Ding schon in dir haben, oder du schaffst das nicht", gibt Berlin-Pr?sident Micha jedem mit auf den Weg, "ich kannte die Gesetze schon, als ich noch gar nicht wusste, dass es sie gibt." Da fuhr er den Rockern auf dem Moped hinterher.


Man muss sich zum Hells Angel hochdienen
Es ist eine Welt der M?nner, sie streiten um Fragen der Ehre in einer Gesellschaft au?erhalb der Gesellschaft. Und sie "machen sich gerade", wie sie es nennen. F?r ihre Ideale, f?r den Club, den Rang. "Okay", hatte der Hannoveraner Pr?sident Frank Hanebuth gesagt, "dann tragen wir es aus. Aber einer fliegt auf den Arsch." Ein Angel hatte sich mit seinem Schatzmeister angelegt. So etwas delegiert ein Pr?sident nicht. Der andere war Europameister in Bodybulding und Kampfsportler.

Das reichte nicht, er lag wochenlang im Koma. Die Polizei fand das blutige T-Shirt, und Frank kam in den Knast. "Es tat mir leid, er war ein Bruder." Wer Hells Angel werden will, muss lange den Boden wischen. Und auch dann darf er nicht draufspucken. Er kreist als Hangaround um den Club, um sich endlich als Prospect hochzudienen. Nach einem Jahr wird er aufgenommen, nur einstimmig.

Dann sind die Riesen vor dem Ritterschlag nerv?s wie Kinder vorm Geburtstag. Gl?ckselig fallen sie sich in die Arme, alles Furchteinfl??ende l?st sich auf, sie sind ganz weich. Warum? Einer sagt: "Ich will Verlass, auch, dass sich Leute auf mich verlassen k?nnen." Mit der Aufnahme sind sie Teil einer weltweiten Bruderschaft, die dem Einzelnen die Macht eines Heeres verleiht.


Rocker gegen Libanesengang
Kourosh, freundlich, Walldorfsch?ler, Diplom-Sportlehrer, Europameister im Kontaktkarate und Betreiber einer Diskothek in Bremen, hatte ?rger mit einer Libanesengang, die L?den terrorisiert, um sie zu ?bernehmen.

Diese hatte sich gerade aufgebaut, da stand die Bruderschaft vor der Disko. Und Rocker sind nicht zimperlich. Als ein anderer Disko-Besitzer Kourosh um Hilfe bat, rasselte er nur noch mit der Telefonkette. Jetzt haben ihn die Libanesen gebeten, im Disko-Krieg mit Kurden zu vermitteln. Kourosh hat die Ehrung abgelehnt, ist aber f?r den Friedensprozess. Er hat den Milit?rdienst in Israel absolviert. Er ist Jude.

Hells Angels sagen: "Komm vorbei, wir beziehen dir ein Bett." Sie sagen Treffen ab, weil der Sohn eingeschult wird und die Gro?eltern nun doch l?nger bleiben. Sie sagen: "Nat?rlich versucht sich bei einem Reporter jeder von der besten Seite zu zeigen." Sie bei?en den Schmerz weg, wenn "der Leasingvertrag mit meiner Freundin ausgelaufen" ist. Sie gehen zum Rauchen auf die Terrasse und sagen: "Ich bin so froh, dass ich diese Frau getroffen habe." Sie erz?hlen von sp?ten Vaterfreuden oder der Dame aus der Oper, die immer zum Ficken kam. Sie sagen: "Bitte, kein Wort zu meiner Frau." Man steht um Feuertonnen, bis es morgens hell wird, und Hanebuth lehnt sich her?ber: "Ich will die alten Werte wieder haben. Nicht die Nazi-Schei?e. Das, was lange davor war." Er spricht von Treue und Geradlinigkeit. Kollegen in der Redaktion fragen: "Ist es bei der Mafia nicht genauso?" Diese b?sen Stiefbr?der der Hippies leben eine Romantik. Angels sind keine Engel.

http://www.stern.de/politik/panorama/:He...ml?p=5&nv=ct_cb
07.06.2008 12:50


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Katrin
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Einige ihrer Straftaten sind eher Folgen ihrer Riten. Immer wieder sind es die Kutten, die sich verfeindete Clubs gegenseitig als Troph?en abziehen. F?r den Staatsanwalt ist das schwere r?uberische Erpressung.


"Brauchtumspflege" kann t?dlich enden
Sie nennen es "Brauchtumspflege". Doch sie kann t?dlich enden. So dass Kriminaloberrat Axel B?d? fragt: "Was ist das f?r eine Ehre, wenn sie in ?berzahl mit Ketten und Messern aufeinander losgehen?" Ein Trauerzug auf Harleys am Friedhof von Ibbenb?ren im M?nsterland. Hells Angels aus ganz Deutschland, Delegationen aus den USA, S?damerika und Australien geben dem Sarg mit Totenkopfemblemen das letzte Geleit. Aus einem Lautsprecher klingt die Pink-Floyd-Ballade "Wish You Were Here". Am Grab steht neben der Witwe und den kleinen S?hnen ein Geistlicher vor 1000 Rockern. "Gut, dass ihr hier seid", ruft er ihnen zu. "Euren Zorn kann ich nicht wegpredigen, aber ich bitte euch: Richtet kein neues Leid an. H?llen werden von Menschen gemacht." Die Sonnenbrillen der Hells Angels sind heruntergeklappte Visiere.

Es war im Mai. Robert K?nig, Produzent von Edelstahllenkern, hatte gerade seinen Laden aufgemacht. Da hielt ein Van vor der Glasscheibe. Der Beifahrer stieg aus, ging hinein und dr?ckte f?nfmal ab. Jetzt stehen zwei M?nner in M?nster vor Gericht. Beide sind Bandidos. Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer sagt: "Es ging um Ehrverletzungen." Weil einer der beiden bei einer Pr?gelei mit Bremer Hells Angels an die Falschen geraten war, sollen die Bandidos beschlossen haben, ein beliebiges Mitglied der Angels zu t?ten.

Wenn sich Hells Angels und Bandidos begegnen, gibt es kein Ausweichen. Im Oktober vergangenen Jahres setzte die Polizei in Brandenburg 130 Bandidos fest, die sich f?r eine Schlacht mit Hells Angels bewaffnet hatten. Im Fr?hjahr lie? ein Bandido eine Schusswunde an der Schulter in einem Krankenhaus behandeln. Er konnte sich die Verletzung nicht erkl?ren.


Als Angel Leitwolf, im Gesch?ftsleben Manager
Hannover, Steintorviertel. Kneipen, Puffs, Table-Dance-Bars. In den L?den legen DJs auf, sonnabends ist jeder gestopft voll wie K?ln im Karneval. Das Steintor ist eine Partymeile, ?ber die auch Eltern ihre T?chter ziehen lassen. Das Gesch?ftsprinzip hei?t Sicherheit, vor jeder T?r wacht ein Mann von Frank Hanebuth - ein Angel oder ein Mitarbeiter seiner Security-Firma. "Wir haben uns jetzt f?r den geraden Weg entschieden." Hanebuth ist Leitwolf im Angels-Club. Und im Gesch?ftsleben Manager: Immobilienverwaltung, Sicherheitsdienst.

Er organisiert Schlagerstarparaden oder Strandn?chte mit Lastwagen voller Sand. "Die Mischung aus Event-Gastronomie und Halbwelt muss stimmen." Die Biertische im Angels Place sind zum Hufeisen gestellt. Das w?chentliche Plenum im wahrscheinlich gr??ten Charter der Welt. Rotkohl und Rouladen dampfen. Die Runde zahlt Mario, er hatte Geburtstag.

Eine Gl?ckwunschkarte geht herum, ein Prospect ist Vater geworden. "Haben alle unterschrieben?", hakt der Pr?sident nach. Einer st??t den Reporter an: "Warte, wir beginnen das Essen immer gemeinsam."


http://www.stern.de/politik/panorama/:He...ml?p=6&nv=ct_cb

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07.06.2008 12:50


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