Geschrieben von Rado am 09.03.2008 um 20:26:
Baut Ihr mal ich mache die Papiere fertig
Kiel/Norderstedt ? Mit einem Gest?ndnis des Angeklagten begann gestern im Kieler Landgericht der Korruptionsprozess gegen einen ehemaligen Pr?fer des T?V Nord. In 134 F?llen soll der inzwischen pensionierte Diplom-Ingenieur von Dezember 2001 bis Februar 2005 Gef?lligkeitsgutachten f?r schwere Motorr?der erstattet haben.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem 67-j?hrigen Sachverst?ndigen Bestechlichkeit und Falschbeurkundung im Amt vor. Den gr??ten Teil der mit seinem Segen auf die Stra?e gebrachten Fahrzeuge habe der Angeklagte niemals in fahrtauglichem Zustand gesehen. In der Biker-Szene war der ehemalige Dozent der TU Hannover, der nach eigenen Angaben 1986 als Leiter der neuen T?V-Niederlassung in Norderstedt eingestellt wurde, als ?Harley-Papst? bekannt.
Sein Ruf, den Fans der amerikanischen Kultmarke bei der Genehmigung ausgefallener Sonderausstattungen blind behilflich zu sein, drang ungeachtet der regionalen T?V-Grenzen bis ins Ruhrgebiet vor. Auch Harley-H?ndler aus Essen und Gelsenkirchen lie?en ihre Maschinen ?ber Mittelsm?nner von dem Angeklagten ?begutachten?. Der stellte die gew?nschten Papiere nach eigenem Gest?ndnis notfalls nach Papierlage aus. Die meisten seiner Partner wurden bereits verurteilt ? zu Freiheitsstrafen von bis zu viereinhalb Jahren.
Zu seiner Verteidigung erkl?rte der Angeklagte, sein Arbeitgeber habe wegen des zunehmenden Konkurrenzdrucks auf dem Markt ausdr?cklich Kundenfreundlichkeit angemahnt. Mehr und mehr seien die T?V-Ingenieure dazu ?bergegangen, ihre Pr?fungen in die Werkst?tten der H?ndler zu verlegen und lieber mal ein Auge zuzudr?cken.
Durch die damals eingef?hrte Gewinnbeteiligung f?r T?V-Mitarbeiter habe er sein Einkommen teilweise mehr als verdoppelt und bis zu 7400 Euro netto verdient. Laut Staatsanwaltschaft hat der Angeklagte dem T?V Nord durch seine illegale Pr?fpraxis zu 150000 Euro unberechtigten Einnahmen verholfen. 125000 Euro hat der Verein bereits an die Landeskasse ?berwiesen, hie? es gestern.
Mit der Genehmigung eines noch nicht installierten Motorradlenkers habe es Ende der 90er Jahre angefangen. ?Das war der S?ndenfall?, bekannte der Angeklagte. Dann habe sich die Sache schleichend weiter entwickelt, bald habe man ihm oft nur noch Fahrzeugteile pr?sentiert. Am Ende habe er nur noch theoretisch gepr?ft, ob die auf ?Wunschzetteln? entworfenen Maschinen auch funktionieren w?rden. Sein Motto: ?Dann baut mal sch?n zusammen, ich mach? die Papiere fertig.?
Sicherheitsbedenken will der Sachverst?ndige nicht gehabt haben, da er die Harley-Klientel als ?u?erst anspruchsvoll und penibel kenne. Die Werkst?tten, meinte er, hatten einen Ruf zu verlieren. Nicht einen Unfall habe es gegeben. Er sei sich jedoch im Klaren gewesen, dass er gegen die Vorschriften verstie?.
Zum Vorwurf, er habe der ?Legalisierung? gestohlener Maschinen und dem Versicherungsbetrug durch vorget?uschten Diebstahl Vorschub geleistet, erkl?rte der Angeklagte, die H?ndler h?tten seine Gutm?tigkeit und Arglosigkeit ausgenutzt.
F?r den Prozess hat die 7. Gro?e Strafkammer zwei weitere Verhandlungstage angesetzt.
Quelle:
http://www.kn-online.de