Geschrieben von Online Team am 26.03.2009 um 09:12:
?Wie im Zuh?lter-Lehrbuch?
Die vier Herren auf der Anklagebank haben gute Laune. Sie lachen, scherzen und winken den Zuschauern. Auch Gunther H. (42), der ganz rechts sitzt, tritt entspannt auf. Er tr?gt ein helles Hemd, dazu ein Nadelstreifenjackett. Im Augsburger Rotlichtmilieu ist er, das sagen Ermittler, ?eine bekannte Gr??e?. Schon Ende der 1990er Jahre habe er Einfluss in der Szene gehabt und seither nur wenig an Macht verloren. Momentan jedoch ist es schwieriger f?r ihn. Seit acht Monaten sitzt er in Untersuchungshaft.
Man k?nnte es fast als Kompliment auffassen, ginge es nicht um den Verdacht auf Straftaten: ?Wie im Zuh?lter-Lehrbuch? habe sich Gunther H. verhalten, bescheinigt ihm ein Kripo-Beamter. In der Anklageschrift liest sich das jedoch so: ?Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung? wird ihm vorgeworfen. Dar?ber hinaus Zuh?lterei, K?rperverletzung und versuchte N?tigung. Konkret geht es um zwei Frauen, die der 42-J?hrige ?am Laufen? gehabt haben soll. So nennt man es im Milieu, wenn Prostituierte f?r ihren Zuh?lter anschaffen gehen. Eine der beiden Frauen war erst 17, so die Darstellung der Polizei, als Gunther H. sie zusammen mit anderen M?dchen im Bierzelt auf dem Pl?rrer kennenlernte. Sp?ter am Abend seien die M?dchen mit dem 42-J?hrigen in eine Kneipe in Oberhausen gegangen. Eine junge Frau, die damals im Herbst 2007 dabei war, erz?hlt: ?Er hat Komplimente gemacht, er hat die Sterne vom Himmel geholt.?
Funktioniert hat diese Masche, glaubt man der Anklage, bei einem der M?dchen. Die 17-J?hrige hatte keine einfache Kindheit, wuchs bei ihrer Gro?mutter auf, war mit 16 schwanger. Mit ?Zuckerbrot und Peitsche? habe Gunther H. die junge Frau dazu gebracht, nach ihrem 18. Geburtstag als Prostituierte zu arbeiten, sagt ein Kripo-Beamter. Er habe die gro?e Liebe versprochen, sei aber rau geworden, wenn die Frau nicht spurte. ?Er hat sie abh?ngig gemacht.?
Gearbeitet hat die Frau nicht in Augsburg, sondern in einem ?FKK-Club? nahe Stuttgart. Der Club r?hmt sich, europaweit der gr??te seiner Art zu sein. Untergebracht hat Gunther H. ?sein? M?dchen dort offenbar mithilfe eines Bekannten, der ebenfalls auf der Anklagebank sitzt. Pikant: Der Helfer soll Vize-Pr?sident eines Hells-Angels-Clubs in Baden-W?rttemberg sein. Von Kontakten zwischen Rockerszene und Rotlicht ist ?fter die Rede. In Augsburg bisher aber eher nicht. Ein weiterer Helfer soll die Frau einmal gefahren haben.
In dem langwierigen Prozess vor der dritten Strafkammer des Landgerichts (Vorsitz: Karl-Heinz Haeusler) geht es auch um eine zweite Prostituierte, die f?r Gunther H. gearbeitet haben soll. Vor dem Augsburger Bordell ?Colosseum? soll er sie bedroht und angegriffen haben. Der vierte Angeklagte soll dabei gewesen sein. Was genau geschah, l?sst sich nur schwer nachvollziehen. Das Problem: Die Frau selbst erz?hlt inzwischen eine andere Geschichte. Das Treffen mit Gunther H. sei eher freundschaftlich verlaufen, sagt sie heute. Davon, dass er sie an den Haaren gezerrt haben soll, will sie nichts mehr wissen.
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