Geschrieben von Katrin am 21.07.2008 um 11:49:
Die andere Seite
So kann?s in einem Clubhaus aussehen: Stars and Stripes und Indianerschmuck k?nden vom Traum derer, die sich sowieso schon eingerichtet haben. Den Nomads MC Edingen zieht sein Name in die Weite. Und doch hat der Club armdicke Wurzeln in seiner Heimatgemeinde geschlagen, mit j?hrlichen Kinderfesten, offenen Clubhausabenden und reger Beteiligung an allen Dorf-Festen irgendwo im Nirgendwo der badischen Rhein-Ebene.
Ber?hrungs?ngste zwischen Bikern und B?rgern m?ssen gar nicht erst mit inszenierten ?Events? abgebaut werden, denn hier wird echte Gemeinschaft gelebt, jeden Tag, auch mit der Familie, und auch auf dem Weg zur t?glichen Arbeit. Beruf, Familie, Club- und Gemeindeleben, geht alles unter einen Hut. Wichtigtuerisches Gehabe ist ?berfl?ssig, der Respekt kommt von allein. Denn wenn Respekt erst eingefordert werden muss, ist es zu sp?t, weil dann nur noch Angst zur?ckkommt.
Ein bisschen brav und bieder geht es in dieser heilen Welt vielleicht zu, und manchmal scheint es, als m?ssten die Member hier nur f?rchten, dass ihnen eines Tages der Himmel auf den Kopf f?llt.
Das ist die andere Seite der Biker-Szene. Hier ist die Mehrheit. Selbst wir schaffen es nicht, diese Clubs zu z?hlen, die in jeder Saison zweistellige Jubil?en abfeiern. Herrschen an der Basis unser Biker-Landschaft also Friede, Freude und Eierkuchen, ganz weit weg von den paar hundert Einprozentern, deren langj?hrige Fehden schlagzeilentr?chtig in Rockermord-Prozessen gipfeln?
Weit gefehlt. Die Fehden werden auf den Schultern einer ganzen Szene ausgetragen. Denn erst recht k?nnen wir die Clubs nicht z?hlen, die es nicht mal wagen, mit ihren Jubil?en an die ?ffentlichkeit zu gehen. Vor ihren Jahrespartys laufen die Telefone hei?: Wer von den ?Gro?en? wird kommen? Wird es dann knallen? Und wenn die falschen ?Gro?en? kommen, wie erkl?ren sie es danach den anderen, denen sie im letzten Jahr noch ihre Treue bekunden mussten? Willkommen im neuen Jahrtausend! Das sind die neuen Gesetze, denen jeder sich unterwirft, der seinerseits ein R?ckenabzeichen tr?gt. Dar?ber wollen wir uns gar nicht beschweren.
Aber gerade erreichte uns ein Leserbrief, in dem ein freier Biker sich ?ber die Polizei- Kontrollen vor der d?nischen Super Rally beklagte. Kein Wunder, konnten wir da nur antworten. Den L?ndern da oben steckt noch immer der Rockerkrieg der 90er Jahre in den Knochen. So muss selbst der harmloseste freie Biker heute dessen Folgen ausbaden, n?mlich wenn die Polizei ihn auffordert, seine Gep?ckrolle auseinander zu spulen. So weit sind wir in Deutschland ? noch ? nicht.
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